- Dänische Sprache und Literatur
Dänische Sprache und Literatur. Die zum nord. Zweige der german. Sprachfamilie gehörige dän. Sprache bestand in ältester Zeit aus einer Reihe Dialekte; sie wurde gesprochen in Dänemark, Schonen, und war seit ca. 1400 die Schrift- und Umgangssprache in Norwegen. Die Schriftsprache, erst seit der Reformation, erhielt dann im 18. und 19. Jahrh. durch Schriftsteller wie Holberg, Baggesen, Ewald, Öhlenschläger, Grundtvig u.a. ihre Vollendung. Daneben bestehen noch der Bornholmsche, seeländ. und jütländ. Dialekt. Die dän. Sprache ist sehr reich an Lehnwörtern, bes. deutschen. – Geschichte von Dahlerup (1896); beste Grammatik von Mikkelson (1894); Sprachlehre für Deutsche von Heckscher (1882), Poestion (2 Aufl. 1898), Wied (1898); Wörterbücher von Molbech (2. Aufl. 1854-59), dänisch-deutsches von Helms (6. Aufl. 1895), von Kaper (4. Aufl. 1900). – Eine dän. Literatur gibt es seit ca. 1300: älteste Denkmäler die Provinzialgesetze, Stadtrechte, Arzneibücher; im 14. und 15. Jahrh. Blüte der Volkeviser (Volkslieder), der Reimchroniken, Übersetzung mittelalterlicher Rittergedichte, Peder Laales Sprichwörtersammlung u. dgl. 1550 Christians III. Bibel, übersetzt von Kr. Pedersen (1480-1554); theol. Literatur. Die neuere dän. Dichtung beginnt mit den Schulkomödien von Hegelund (1542-1614), Ranch (1539-1607); ihnen folgen Lyriker wie Arrebo (1587-1637), Kingo, der bedeutendste Gesangbuchliederdichter (1634-1703), Bording, der Didaktiker Selested (1635-98), der Satiriker Reenberg (1656-1742). Eine neue Epoche eröffnete Ludw. von Holberg, der Schöpfer des dän. Lustspiels; mit ihm und dem Lyriker und Dramatiker Ewald (gest. 1781) beginnt die Blüte der dän. Literatur. Großer Einfluß Klopstocks. In der Lyrik taten sich Brorsen, Thaarup u.a. hervor, im Drama Rahbek, Heiberg; vor allen beliebt Jens Baggesen (gest. 1826), der fruchtbarste Dichter jener Zeit. Die Romantik, aus Deutschland eingeführt durch Schack Staffeldt, kam unter Öhlenschläger, Dänemarks größtem Dichter, zur Entfaltung (1779-1850). Das dän. Vaudeville blühte unter dem jüngern Heiberg, das Lustspiel unter Overskou, Hostrup, das Drama unter Hauch, Anderson; im Roman und der Novelle taten sich hervor: der Jüte Blicher, Frau Gyllembourg-Ehrenswärd, Goldschmidt, Carl Bernhard (Saint-Aubain), H. C. Andersen, Carit Etlar, Bergsöe, Paludan-Müller; als Liederdichter: Hertz, Winther, Ploug, Holst, Möller. Seit ca. 1870 steht G. Brandes an der Spitze des literar. Dänemark. Namhafte dän. Dichter der Neuzeit: Jacobson, Drachmann, Schandorph, Gjellerup, H. Bang, R. Schmidt, K. Larsen, P. Nansen, Bauditz, C. E. Brandes, Sven Lange, G. Wied, Stuckenberg, Benzon. – Werke über dän. Literaturgeschichte von Winkel-Horn (1880), Hansen (2. Aufl. 1896), Paludan (1896), Schweitzer (3 Bde., 1886-89).
http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.